Buchvorstellung: „Blindflug Abu Dhabi“ von Dieter Eppler

Vor wenigen Tagen erschien im schweizer WOA Verlag das Buch „Blindflug Abu Dhabi – Mein Leben nach dem Swissair Grounding“ von Dieter Eppler. Genau. Der Dieter „Dide“ Eppler, der mitsamt seiner Familie vor fünf Jahren der Schweiz und der Swiss den Rücken kehrte, um in Abu Dhabi für Etihad zu fliegen. Seit dem Beginn des „Abenteuers Abu Dhabi“ verbloggte Dide in den „Wüstenspuren“ seine Erlebnisse (und die seiner Familie). Im Juni dieses Jahres ist Dieter Eppler mitsamt seiner Frau und der jüngsten Tochter (die beiden älteren Kinder sind zum Studium bereits ausgezogen) wieder zurück in die Schweiz gezogen und parallel zur Rückkehr hat er nun die Erlebnisse (alte, bereits im Blog veröffentlichte Geschichten ebenso wie komplett neue Abschnitte) der vergangenen fünf Jahre in Buchform veröffentlicht.

Obwohl ich mich als langjähriger „Wüstenspuren“-Leser (seit 2007 verfolgte ich den Blog bereits – ich glaube ich bin damals in „NFF“s Blog über die Wüstenspuren gestolpert) bereits alle Geschichten und Anekdoten kennen sollte, entschloss ich mich trotzdem zum Kauf des Buches. Kurzum: Ich habe es nicht bereut!

Der Inhalt in Kürze: Nach dem Grounding der Swissair und den folgenden turbulenten Jahren bei der Swiss erhält der A330 / A340 Kapitän Dieter Eppler das Angebot, für eine begrenzte Zeit, bei der jungen Etihad Airways aus dem Emirat Abu Dhabi zu fliegen. Und das als Kapitän mit der Rückkehroption zur Swiss. So packt er im Mai 2006 seinen Koffer und macht sich auf in das Land der Ölscheichs, um am Rande der Wüste seine Existenz und die seiner Familie zu sichern. Die folgenden Monate sind geprägt von der täglichen Arbeit bei Etihad und den parallelen, nervenaufreibenden Dingen (Anmietung eines Hauses, Kauf eines Autos etc.), damit im August des gleichen Jahres auch der Rest der Familie in die Wüste nachfolgen kann.

Dadurch, dass die gesamte Familie im Morgenland vereint ist, erhält man als Leser auch einen Einblick in das „normale“ Leben von Expats, gerade auch in einem muslimisch geprägten Land. So erfährt man, dass es (offiziell) nie heißer als 50°C wird, im Ramadan die Uhren ganz anders gehen und dass Termintreue von Europäern generell überwertet wird:

„Er wird am Samstag erwartet. Was aber nichts heisst. Könnte gut sein, dass er nicht auftaucht. Auch am Sonntag nicht. Schließlich trifft der Fachmann am Montag ein – eine Woche später, versteht sich! Aber das mag uns nicht (mehr) zu erschüttern.“

(Über den Besuch des indischen IT-Fachmannes, der sich um die Installation des häuslichen WLANs kümmern soll)

Interessant sind auch die Schilderung der Unterschiede zwischen den Schulsystemen verschiedener Länder, denn die Kinder besuchen nach dem Umzug aus der Schweiz nach Abu Dhabi zuerst die dort ansässige deutsche Schule, um nach und nach an die amerikanische Schule zu wechseln. Ebenso erhält der Leser Einblicke in die deutschsprachige Community, die für die nötigen sozialen Kontakte sorgt.

Erwartungsgemäß kommt die Fliegerei nicht zu kurz, so dass sich die Erlebnisse des Familien-Alltags mit Stories aus dem fliegerischen Umfeld abwechseln. So erfährt man nicht nur, wie sich Etihad Airways in den fünf Jahren wachstumsbedingt verändert, sondern auch welche Veränderungen sich daraus für den Autor selbst ergaben (Aufnahme der Teilzeit-Tätigkeit im Flight Safety Abteilung). Für Heiterkeit sorgen immer wieder die Anekdoten über turbulente Ereignisse, die sich aus den kulturellen Unterschieden der verschiedenen Nationen ergeben. Das fliegende Personal setzt sich aus so vielen verschiedenen Nationalitäten zusammen, dass der Autor die vereinten Nationen schon fast in Abu Dhabi beheimatet wähnt.

Innerhalb von drei Tagen hatte ich Dides Buch ausgelesen, was nicht nur daran liegt, dass ich manche Geschichte schon kannte, sondern vielmehr am erfrischenden Schreibstil und der tollen Auswahl der Stories. Auf kurzweilige, aber stellenweise auch sehr nachdenklich machende (die Krankheit und der Tod des Kollegen André), Art schafft es Dieter Eppler den Leser zu fesseln. Ich kann das Buch daher jedem empfehlen, der nicht nur lesen möchte, was ein Pilot allgemein erlebt, sondern auch einen Einblick in das Leben als Expatriate bekommen möchte.

Wie bereits oben erwähnt, ist Dieter Eppler im Juli wieder zur Swiss zurückgekehrt und hat die „Wüstenspuren“ geschlossen. Seitdem bloggt er als „Ein Expat im Exil“ und berichtet dort weiterhin aus seinem (fliegerischen) Alltag.

UPDATE 28.4.2013:

Das Buch ist nun auch als eBook erhältlich! Löblich ist zum einen der Preis des E-Books (8,99 Euro im Vergleich zu den 29,90 Euro der gedruckten Ausgabe), zum anderen, dass es im ePub-Format ohne DRM verkauft wird.

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3 Kommentare

  1. Hallo Ingo, da bist du ja selber beinahe zum Buchschreiber geworden! Sehr ausführlich deine Rezension. Und obendrein äusserst schmeichelhaft. Ich finde es toll zu sehen und zu lesen, wie sich jemand so detailliert mit „Blindflug Abu Dhabi“ auseinandersetzt. Daneben ist es interessant zu lesen, wie einzelne Elemente des Buches beim Leser ankommen.

    In diesem Sinne bedanke ich mich herzlich für dein Engagement und die Auseinandersetzung mit den 287 Seiten…

    Liebe Grüsse

  2. ja wenn man 42 jahre in 39 laendern fuer die tote swissair arbeitete und gruender der gesamten swissport brasiliens fuer ueber 35 airlines auf 10 flughaefen arbeitete, dann alle kontakte mit fast toedlich verlaufenen start mit teurem sky arrow am 30.3.99 in paraguay abstuerzte mit medizinischen problemen bis heute moechte ich sehr gerne wenigstens den kontakt von dieter eppler erfahren. danke aldo enrico ferretti 5 sprachig.

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