Sydney und ich – wir wurden keine Freunde

Sydney Opera House
Sydney Opera House

Sydney. Diese absolut tolle Stadt, von der mir schon so viele Leute vorgeschwärmt haben. Nun, ich konnte mir nun selbst ein Bild machen. Und, was soll ich sagen? Ich versuche es mal so: Sydney konnte seinen (oder: ihren?) Charme mir gegenüber nicht so richtig zeigen. Woran das lag? Ich denke, da spielten verschiedene Faktoren eine Rolle. Ich fange aber am besten von Anfang an.

Nach unserem tollen Flug von Auckland nach Sydney (mit Emirates in einer fast leeren Business Class) mit abschließendem Besuch im Cockpit des Airbus A380 ließen wir die Einreise-Prozedur der Aussies erstaunlich schnell über uns ergehen und standen mit unseren Koffern etwas fragend im Ankunftsbereich des Terminals. Auf dem Flug zwischen Auckland und Sydney stand uns kein Chaffeur zur Verfügung und so mussten wir selber dafür sorgen, dass wir ins Hotel kommen. Also hielten wir Ausschau nach dem Bahnhof, um von dort in die Innenstadt zu gelangen. Der Kauf des Zugtickets ging schnell und freundlich über die Bühne und bekamen noch den Hinweis mit auf den Weg, von welchem Bahnsteig der Central Station unser Anschlusszug Richtung King’s Cross abfahren würde.

Die Zugfahrt vom Airport bis zur Central Station war easy und jetzt mussten wir nur noch in die richtige Linie umsteigen. Klingt einfach? War es aber nicht. Denn wir erreichten Central Station just um kurz nach 22 Uhr und damit war der Verkehr auf der Eastern Suburbs and Illawarra Line eingestellt. Stattdessen wurden Busse eingesetzt. Ganz großes Kino! Mein Kollege und ich, jeder mit einem großen Koffer plus Handgepäck, wackelten also zur Bushaltestelle. Bei zwei kundig aussehenden Bahnangestellten erkundigten wir uns sicherheitshalber, ob auch im Bus die Haltestellen angekündigt würden. Die beiden bejahten dies, was sich jedoch als falsch heraus stellte. Der proppenvolle Bus, wir mit unserem Gepäck, ohne zu wissen, wo wir uns genau befanden, all das löste bei uns keine Begeisterungsstürme aus.

Am Ende sind wir sogar an der richtigen Haltestelle ausgestiegen und mussten uns nun mit unserem Gepäck über die Darlinghurst Road bis nach Potts Point zu unserem Hotel durchschlagen. War jetzt nicht der wirklich große Spaß. Wer auf die Idee gekommen war, uns dort unterzubringen weiß ich auch nicht mehr. Auf jeden Fall erwies sich das DeVere Hotel als Bruchbude ersten Grades. Als ich mein Zimmer bezog traf mich der Schlag.

Die Toilettenspülung rauschte dauerhaft und das Zimmer lag auf der Rückseite des Aufzugs (der Lift machte einen Radau, dass man Angst bekommen konnte, diesen überhaupt zu benutzen). Das allein reichte schon, um mir eine kurze, nahezu schlaflose Nacht zu bescheren. Das viel zu weiche Bett mit der alten Siff-Decke mochte mir auch nicht zu einem geruhsamen Schlaf verhelfen. Den Blick aus dem Fenster konnte man sich auch schenken, da sich die Aussicht sich auf einen „Luftschacht“ beschränkte.

Der Eingang unserer "Edel-Herberge" DeVere Hotel
Der Eingang unserer „Edel-Herberge“ DeVere Hotel

Meine freundlich, aber bestimmt, vorgetragene Beschwerde am nächsten Morgen verhalf mir immerhin zu einem besseren Zimmer, von welchem ich aus dem Fenster sogar einen klitzekleinen Blick auf die Elizabeth Bay erhaschen konnte. Für die Verhältnisse in diesem Hotel hatte ich damit wohl die Präsidenten-Suite erwischt…

Das Hotel war aber nur ein Puzzlestein. Alle Kunden, die wir besuchen wollten, waren alle weit westlich von der Innenstadt Sydneys gelegen. Somit waren wir mit Bahn und Bus bequem 2 Stunden unterwegs, um in die Vororte Granville, Parramatta oder Seven Hills zu gelangen. Diese Lektion haben wir gelernt: Nächstes Mal besser ein Hotel in einem der Vororte suchen und lieber zum Sightseeing in die Stadt fahren als umgekehrt. Immerhin kenne ich mich jetzt recht gut im Bahnnetz Sydneys aus 😉

Die Bierpreise sind nicht ohne. (Wer findet den Fehler in diesem Bild?)
Die Bierpreise sind nicht ohne. (Wer findet den Fehler in diesem Bild?)

Und was war sonst noch? Schon an unserem ersten Abend enterten wir den benachbarten Supermarkt, um noch Bier zu kaufen, und bekamen einen Schlag, als wir die Preise sahen: 16 AUD für ein Sixpack! Aber nicht nur Bier ist schweineteuer, auch Internet ist rar und teuer. So verlangte man im Hotel 9 Doller für eine Stunde und das bei einer Geschwindigkeit, bei der man jedes Bit einzeln per Handschlag begrüßen konnte. Von den Zigarettenpreisen will ich schon gar nicht reden. (Mein Kollege machte den Fehler, am Circular Quay eine Schachtel zu kaufen. Das machte ihn um knapp 20 Dollar ärmer.)

Touristisch gesehen, mag Sydney interessant sein. War es aber für uns nicht wirklich. Es ist aber vielleicht auch nicht die beste Idee, nach einem Kunden-Termin an der Town Hall Station auszusteigen, um dann zu Fuß, vollbepackt und in Business-Klamotten die Stadt zu erkunden. An unserem einzigen freien Tag, einem Samstag, machten wir dann doch einen auf Touri, latschten vom Hotel aus Richtung Finger Pier (im Stadtteil Woolloomooloo – der Running Gag unserer Reise, denn soviele O’s in einem Wort hatten wir vorher noch nie gesehen), um dann durch die Royal Botanic Gardens zum Opera House zu laufen. Das weltberühmte Opernhaus Sydneys sieht aber von Land und aus der Nähe nicht so dolle aus. Da hatte ich mir mehr drunter vorgestellt. Das Ding ist m.E. nach ein Betonklotz, der in die Landschaft geworfen wurde und ist nicht sonderlich hübsch.

Das Sydney Opera House von Land aus gesehen. Beton in Reinform.
Das Sydney Opera House von Land aus gesehen. Beton in Reinform.

Dieser Eindruck konnte ein wenig verbessert werden, als wir die Fähre nach Manly nahmen. Vom Wasser aus bekommt man auch die „Postkarten“-Perspektive auf die Oper geboten und dann sieht sie auch recht ansehlich aus. Manly war übrigens auch der einzige Ort, der uns mit Sydney versöhnen konnte. Direkt am Strand fanden wir sogar ein freies WLAN nach welchem wir seit Tagen lechzten. Denn selbst im Starbucks auf der Park St. war der Zugang auf eine Stunde beschränkt und auch sehr lahm. In Manly ließen wir es uns ein paar Stunden gut gehen, saßen an der Strand-Promenade und schauten dem Treiben zu. Nachdem wir uns einen Sonnenbrand (trotz Sonnenschutz) geholt hatten, schlenderten wir wieder zurück zum Fähranleger, tranken dort ’nen Bier (für 10 Dollar das Halbliter-Glas) und fuhren später zurück.

Lecker Paulaner am Fähranleger in Manly
Lecker Paulaner am Fähranleger in Manly

Was habe ich also mitgenommen aus Sydney?

  • Sydney ist extrem teuer
  • Internet ist rar und fürchterlich teuer und / oder lahm ohne Ende
  • Wenn alle Geschäftstermine in den Vororten liegen, ist es keine gute Idee in der Innenstadt zu wohnen
  • Die Oper ist als Sehenswürdigkeit vollkommen überwertet
  • An der Darlinghurst Road gibt es eine fantastische (deutsche) Bäckerei mit tollen Brötchen zum Frühstück
  • Man kann seine Abende auch auf einer Bank vor dem Hotel sitzend mit Bier aus dem Supermarkt verbringen 😉
  • Direkt am King’s Cross (unter dem Coca Cola Billboard) gibt es einen tollen Burgerladen
  • Es fehlen Mülleimer in der Stadt. In Auckland steht an jeder Ecke ein Mülleimer und Sydney muss man diese mit der Lupe suchen.

Ich werde Sydney auf jeden Fall eine zweite Chance geben. Auch wenn es nicht Liebe auf den ersten Blick war, werden wir vielleicht doch noch Freunde. Liebe Leser, welche Tipps habt Ihr für meinen nächsten Sydney-Besuch, der irgendwann ansteht? Wie ist es Euch in Sydney ergangen?

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4 Kommentare

  1. Ohje ohje! Schade das es mit Sydney und dir nicht geklappt hat. Ich hätte doch so gerne eine tolle Liebesgeschichte gelesen. Aber im Leben ist nun mal nicht immer alles Rosarot.

    Ich war noch nie in Sydney, aber ich möchte die Stadt dennoch sehr gern mal sehen. Ich hoffe sie hat dann etwas mehr Charme übrig.

    LG
    Christina

    • Ich hätte mir auch viel lieber ein Happy End gewünscht. Wie ich aber geschrieben habe, gebe ich Sydney eine zweite Chance. Vielleicht wird es die Liebe auf den zweiten Blick…

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