Will Lufthansa zukünftig beim Handgepäck sparen?

Die Lufthansa-Hauptverwaltung in Köln
Die Lufthansa-Hauptverwaltung in Köln

Warnung: Dieser Artikel ist spekulativ, subjektiv und basiert auf der Kombination von verschiedenen Aussagen seitens Lufthansa. Die Lektüre dieses Artikels erfolgt daher auf eigene Gefahr! 😉

Da die Lufthansa ihre selbst gesteckten Sparziele im Rahmen des „Score“-Programms (unter Lufthanseaten mittlerweile auch „Scare“ genannt) nur knapp erreichen wird, will der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Christoph Franz noch stärker sparen. So sagte er in der aktuellen Ausgabe des „Lufthanseat“ (Mitarbeiter-Zeitung der Lufthansa):

Deshalb müssen wir uns zusätzlich anstrengen, damit wir am Ende von SCORE die geplante Ergebnisverbesserung von 1,5 Milliarden Euro auch wirklich erreichen.

Eine der Score-Maßnahmen ist die Zusammenlegung des konzern-eigenen Billigtochter Germanwings mit den „Direkt-Verkehren“ der Lufthansa und Eurowings. Derzeit läuft dieses Vorhaben noch unter dem Namen „Direct4U“ (für Nicht-Insider: 4U ist der 2-Letter-Code der Germanwings). Vor kurzem gab die Lufthansa-Führung bekannt, dass die neuen Gesellschaft ihren zukünftigen Sitz in Köln haben soll; also am bisherigen Sitz der Germanwings. Natürlich sei diese Zusammenlegung der Direkt-Verkehre (also alle Verbindungen in Deutschland, die nicht die beiden Drehkreuze Frankfurt und München tangieren) nur zum Vorteil der Kunden.

Auf die Frage, wie er die Einschätzung einiger Medien sieht, dass die neue Fluggesellschaft eine „Billigfluglinie“ sei, antwortet Christoph Franz:

Billig? Nein. Günstig? Ja. Wir verzeichnen einen zunehmenden Anteil an äußerst preissensiblen Kunden, die für ihre Flugreise ein entsprechendes Angebot suchen. So haben wir das neue Produkt angelegt. Die Gesellschaft wird aber natürlich als Teil des Lufthansa-Airline-Verbundes mit entsprechendem Qualitätsanspruch unterwegs sein und so auch von den Kunden wahrgenommen werden.

Nun, dass „Direct4U“ nicht unbedingt von den Kunden positiv gesehen wird, zeigt sich an der teilweisen Solidarisierung der Passagiere mit den streikenden Flugbegleitern. Denn eines dürfte klar sein: Das Produkt „Lufthansa“ wird mit „Direct4U“ nicht besser. Ganz im Gegenteil: Wer mit unterbezahlten Crews seine Flüge bereedert, darf sich hinterher nicht wundern, wenn es mit dem „Qualitätsanspruch“ irgendwann nicht mehr so richtig klappt. Und dass beim Personal (auch und gerade bei den Kabinen-Crews) gespart werden soll, dürfte zwar auch Hintergrund des UFO-Streiks sein, ist aber leider schon bittere Realität geworden, wenn man sich an die Hauruck-Aktion mit dem Übergang des Flugbetriebes der Kranich-Tochter Austrian Airlines auf deren Tochter Tyrolean Airlines (a.k.a. Austrian Arrows) in diesem Sommer erinnert.

Wenn man den aktuellen Lufthanseat weiter durchblättert, wird auf Seite 5 auf einen Artikel mit dem Titel „Die Zukunft des Handgepäcks“ stoßen. Bei flüchtiger Betrachtung geht es nur um die Ankündigung der neuen Crowdsourcing-Plattform, wie sie auch auf Twitter bekannt gemacht wurde:

Tweet der Lufthansa zur "Future of Hand Luggage"-Community
Tweet der Lufthansa zur „Future of Hand Luggage“-Community

Zum Start der neuen Plattform schreibt der Lufthanseat:

Bei diesem ersten Projekt steht das Handgepäck im Mittelpunkt: Kann das Reisen noch komfortabler werden mit weniger oder ganz ohne Handgepäck? Kann der Prozess insbesondere beim Boarden verbessert werden? Wie sieht das ideale Handgepäckstück in Größe und Form aus?

Die Jury der aktuellen Aktion ist geschickter weise nur mit Lufthansa-Managern besetzt. Dass macht es für die Lufthansa hinterher einfacher nur die Vorschläge zu prämieren, die prima ins Konzept passen. Ich habe aber lange überlegt, was die oben zitierten Fragen bedeuten mögen. Hier meine Ideen:

  • Von mehr Handgepäck ist nicht die Rede. Daher kann jeder Teilnehmer an der Aktion jeden Vorschlag, der in diese Richtung gehen sollte direkt in die Tonne treten. An einer wirklichen Verbesserung des Produktes ist man heutzutage bei Lufthansa nicht wirklich interessiert. Die Verbesserung des Ergebnisses (s.o.) steht im Vordergrund – nicht das Produkt!
  • Es wird daher wohl schon länger überlegt, wie man dem Kunden den „Vorteil“ einer geringeren Handgepäck-Menge verkaufen kann.
  • Die Vorgabe „weniger oder gar kein Handgepäck“ ist bereits auf dem Tisch.
  • Evtl. ist noch eine kleine Handtasche erlaubt.

Es bleibt für mich daher nur beim Schluss, dass bei Lufthansa ernsthaft an der Beschränkung der (Frei-) Handgepäck-Mengen gearbeitet wird ganz nach dem Vorbild der Air Berlin. D.h. Handgepäck in heutiger Anzahl, Größe und Gewicht wird (teilweise) kostenpflichtig. Und durch die Crowdsourcing-Aktion kann man hinterher die Service-Verschlechterung noch als „Wunsch vieler Kunden“ verkaufen, da sich mit Sicherheit Teilnehmer finden werden, die auf Handgepäck verzichten können.

Wenn also meine vorangegangenen Annahmen zutreffen sollten, dann hätte ich auch schon einen Namen für das Airline, die aus „Direct4U“ hervorgehen soll: RyanHansa. Dann wissen zukünftig die Kunden wenigstens was sie in Bezug auf Service und Produkt erwartet!

Hinweis: Der Begriff RyanHansa ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Zuerst habe ich ihn vor langer Zeit in einem Tweet von Thomas Knüwer und natürlich auch in einem Blog-Eintrag von ihm gelesen. Daher erhebe ich keinen Anspruch auf Urheberschaft!

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