Die Sonne verschwindet bereits langsam hinter den umgebenden Hügeln, als uns Béatrice im Maison Rousse herzlich willkommen heißt. Zusammen mit ihrem Mann Hervé betreibt sie seit zehn Jahren in der Abgeschiedenheit des tropischen Regenwaldes von Martinique das kleine Guesthouse mit angeschlossenem Restaurant. Zusammen mit unzähligen Katzen und „Happy“, dem wahrlich glücklichen Haushund, haben sie hier in der Nähe des Ortes Fonds-Saint-Denis eine Oase der Ruhe und Entspannung geschaffen.
Stolz zeigt unsere Gastgeberin der nächsten Tage ihr Anwesen und unsere Zimmer. Diese sind einfach, aber liebevoll eingerichtet. Und selbst auf ein wenig Luxus in Form eines Swimming Pools braucht der Erholungssuchende hier in den Bergen Martiniques nicht verzichten. Und ich vermisse nichts. Viel mehr als ein bequemes Bett und eine funktionierende Dusche am Morgen brauche ich eigentlich nicht. Der wahre Luxus dieses Ortes ist die traumhafte Lage. Um uns herum nur Pflanzen. Als Kontrast zu so viel Grün haben Hervé und Béatrice das Maison Rousse gelb angestrichen. Gewagt, aber irgendwie passend.
Béatrice lässt uns erst einmal in Ruhe unsere Koffer auspacken, bevor wir uns alle wieder an der Bar treffen. Ich entscheide mich für einen Planteur nach Art des Hauses, den Hervé mir einschenkt. Je nach Vorliebe trinken die anderen ebenfalls einen Planteur oder einen Ti Punch. „Hui! Der ist aber kräftig“, denke ich mir, als ich den ersten Schluck trinke. Hervé lacht, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. Sein Humor und seine Gelassenheit sind ansteckend.
Wir erfahren ein wenig mehr über das Haus und die Lage: Bereits vor über 200 Jahren wurde der Grundstein der Anlage gelegt. Das umliegende Gelände hat das Ehepaar in jahrelanger Arbeit wieder in eine Plantage verwandelt. Das werde ich mir am nächsten Morgen gleich einmal anschauen. Ebenso wie den Canal de Beauregard, der diesen Garten Eden durchzieht.
Später beim Abendessen können wir uns auch von Hervés Kochkünsten überzeugen: Meine Wahl fiel auf die Garnelen. Und diese sind ausgezeichnet! Ich genehmige mir dazu ein kaltes Bier. Natürlich ein „Lorraine“, welches auf Martinique gebraut wird. Irgendwann beginnt es zu regnen. Uns stört das jedoch überhaupt nicht. Schließlich sitzen wir auf der überdachten Veranda und es wird auch nicht wirklich kühler.
Am nächsten Morgen wache ich auf und es regnet. Immer noch oder wieder. Das ist hier mitten im Dschungel nicht immer leicht abzuschätzen. 😉 Eine kurze Regenpause nutze ich, um zum Frühstück zu „eilen“. Auf der Terrasse hat Béatrice auch lokale Köstlichkeiten für uns bereitgestellt: Die Kokos- oder auch die Ananas-Marmelade sind zum niederknien! Während wir in aller Gemütsruhe – wir sind mittlerweile komplett im Relax-Modus – frühstücken, setzt der Regen wieder ein und es schüttet richtig. Wir nehmen es schulterzuckend zur Kenntnis. Die Katzen dösen vor sich hin und Happy kommt immer wieder, um sich kraulen zu lassen.
Es ist bereits fast elf Uhr, als Petrus ein Einsehen hat und die Regenwolken abziehen. Zeit die Umgebung zu erkunden. Endlich werde ich erfahren, wo das Wasser vor sich hin plätschert. Dieser Soundtrack war tags zuvor meine Einschlafmusik. Und ich muss gar nicht lange entlang des Canal de Beauregard wandern, als ich den ersten kleinen Wasserfall entdecke.
Der Kanal wurde vor über 200 Jahren von Sklaven erbaut, um die Wasserversorgung der alten Inselhauptstadt Saint-Pierre sicherzustellen. Aus diesem Grund wird er auch der „Kanal der Sklaven“ (Canal aux Esclaves) genannt. Ähnlich wie die Levadas auf Madeira wird der Kanal von (Stütz-) Mauern umsäumt, auf denen man entlang des Kanals wandern kann.
Während wir auf der Mauer entlang des Kanals wandeln und uns von der üppigen Vegetation begeistern lassen, werden wir die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Es ist Happy, der Haushund, der uns auf Schritt und Tritt begleitet. Gut zu wissen, dass auf uns so gut aufgepasst wird! 😉
Hinter jeder Biegung des Kanals entdecken wir andere Bäume, Pflanzen und Blumen. Alle paar Meter bleiben wir stehen und fotografieren. Happy wartet währenddessen geduldig auf uns.
Auch an den folgenden Tagen können wir uns an der Pflanzenpracht nicht satt sehen. Und auch das Wetter ist zeitweise traumhaft. Sogar die Sonne zeigt sich gelegentlich. Das Schöne an der Lage in den Bergen ist dann, dass es längst nicht so schwül wie direkt am Meer ist. Die Luft bleibt hier oben – trotz der Wärme – immer klar und frisch. Eines ist sicher: Ich komme gerne wieder hierher! Auch deshalb fällt und allen nach drei Tagen im Maison Rousse der Abschied von Béatrice sehr schwer.
Ein Hotel nach meinem Geschmack !!!
Ein toller Bericht! Gibt wirklich Lust dahin zu gehen! 🌴🌴
Ein wunderschöner Artikel! Da möchte ich sofort losfliegen, um heute Abend dann klare Bergluft schnuppern zu können und dabei Happy kraulen und einen Cocktail trinken. Herrlich!!
Hallo Ingo,
das klingt nach einem tollen Ort. Ich liebe den Regenwald – da gibt es immer etwas zu entdecken. Wobei ich bisher nur Ecuador und Borneo kenne. Aber Martinique und das Maison Rousse klingt nach einem möglichen Urlaubsziel. 🙂
Viele Grüße
Susanne aka Wortgestalten