
Ich brauche nur ein paar Schritte vom Hotel aus zu laufen und schon stehe ich vor der Bibliothèque Schœlcher. Ganz schön imposant der Bau, denke ich, als ich vor dem Portal stehe. Und direkt fällt mir die etwas andere Patina der Fassade auf. Kurze Zeit später macht es „klick“ und ich erkenne, dass die Bibliothek anscheinend in Stahlskelett-Bauweise errichtet wurde. Damit liege ich auch goldrichtig.

Auf einen Blick
Ein Gegner der Sklaverei
Benannt ist die Blibliothek nach dem Politiker und Gegner der Sklaverei Victor Schœlcher. Dieser vermachte sein Vermögen und seine umfangreiche Büchersammlung der Allgemeinheit. Und für diese Büchersammlung wurde die Bibliothek erbaut. Zuerst in Paris, um sie dann zerlegt nach Martinique zu verschiffen und dort wieder zu montieren. Im Todesjahr Schœlchers 1893 konnte sie eröffnet werden.

Auch heute noch beeindruckt der Bau. Aufgrund der Bauweise kann die Bibliothek nicht nur Feuer und Erdbeben, sondern auch dem feuchtwarmen Klima trotzen. Und wie es zur damaligen Zeit üblich war, sparte man nicht mit einer großzügigen Ausschmückung des quadratischen Innenraums. Ich lehne meinen Kopf in den Nacken und bin sofort fasziniert von der pyramidenartigen Glaskuppel.

Die kopflose Joséphine
Im Kontrast zum Wirken des Abolitionisten Schœlcher steht direkt gegenüber der Bibliothek die kopflose Statue Kaiserin Joséphines. Die war nicht immer kopflos. Doch weil Joséphine, selber auf Martinique als Tochter eines Großgrundbesitzers geboren, die Sklaverei unterstützte, wurde ihre Statue in den 1990er Jahren von Aktivisten geköpft…

Eine stählerne Kathedrale
Ich schlendere weiter durch die engen Gassen und Straßen und stehe wenig später vor der Kathedrale Saint Louis. Auch diese ist komplett in Stahlskelett-Bauweise errichtet und Sitz des Erzbischofs von Fort-de-France. Und ebenso wie die Bibliothèque Schœlcher wurde die Kirche vom Architekten Pierre-Henry Picq konstruiert, in Frankreich vorgefertigt, in Einzelteilen nach Martinique verschifft und hier in Fort-de-France montiert. Was den Sakral- mit dem Profanbau verbindet: Beide sind lichtdurchflutet und es weht ein kühlender Windzug durch die Gemäuer.

Tolle Gewürze und leckeres Essen in der Markthalle
Ich verlasse die Kathedrale und wende mich profaneren Dingen zu. Nächster Stopp ist die Markthalle. Neben frischem Gemüse werden hier vor allem Gewürze und allerlei Liköre und Tinkturen feilgeboten. Ein Potpourri von Gerüchen steigt mir in die Nase. Ich kann die Markthalle selbstverständlich nicht verlassen, ohne mich mit einem kleinen Vorrat an Colombo, Massallé und Curry einzudecken.

Jetzt bekomme ich auch langsam Hunger. Wie gut, dass im hinteren Teil der Markthalle ein paar kleine und einfache Lokale sind. Ich nehme im Chez Carole Platz und bestelle bei Carole ein Hühnchen Colombo. Authentischer kann man wohl kaum dieses für Martinique so typische Gericht essen.

Satt und zufrieden verlasse ich die Markthalle und mache mich auf zum Fähranleger. Schließlich verlasse ich die Hauptstadt Martiniques und mache mich auf zum nächsten Hotel. Von der Fähre erhalte ich zum Abschluss einen tollen Ausblick auf das Fort Saint Louis, welches auch heute noch als Stützpunkt des französischen Militärs genutzt wird.

Allein schon die Markthalle reizt mich sehr. Danke fürs Mitnehmen an das schöne andere Ende der Welt!
Wieder einmal ein toller Beitrag aus Martinique! Es reizt mich mit jedem deiner Artikel mehr, dorthin zu reisen. Ein wunderschönes Stück Erde!
Ohja, die Markthalle reizt mich auch sehr. Und das Hühnchen Colombo sieht sooooo lecker aus! Nach Martinique möchte ich auch gerne mal.
Viele Grüße, Meike