
„Flevoland? Wo liegt denn das?“ Das war die Reaktion eines Großteils meiner Freunde und Bekannter, als Ihnen erzählte, wo ich über ein Wochenende hinfahren wollte. Es bedurfte immer einiger Erklärungen meinerseits, dass Flevoland die jüngste der niederländischen Provinzen ist. Erst seit 1986 ist das Gebiet, welches durch Einpolderungen der ehemaligen Zuiderzee abgerungen wurde, eine eigenständige Provinz.
Flevoland also. Die Tage sollte ich in Urk, dem ältesten Ort der Provinz, und teilweise in Lelystad, der Provinzhauptstadt, verbringen. Urk war früher eine Insel inmitten der Zuiderzee, bis 1939 der Deich fertiggestellt und 1942 der komplette Noordoostpolder trockengelegt war. Seitdem ist Urk keine Insel mehr, sondern Teil des Festlandes. Trotzdem merkt man diesem kleinen Örtchen seine ehemalige Insellage heute noch an.
Der historische Ortskern liegt auf einem Hügel. Genau dieser erhöhten Lage verdankt es Urk, dass es überhaupt noch existiert. Viele andere Inseln der Zuiderzee sind im Laufe der Jahrhunderte bei Stürmen in den Fluten untergegangen…

Bei einem Rundgang durch Urk merkt man sehr schnell, dass unheimlich viele Familien mit kleinen Kindern hier leben. Jaap, mein Guide, erklärt mir auch den Grund dafür: Die meisten Gassen sind einfach zu schmal für Autos und so können Kinder herumlaufen und spielen ohne auf den Verkehr achten zu müsssen. Und die Gassen sind teilweise wirklich schmal.

Auch sonst weiß Urk mit manch anderer Besonderheit zu beeindrucken. Jaap erklärte mir, dass es auch heute noch unüblich sei, die Häuser abzuschließen. Denn wo Jeder Jeden kennt, käme es eben nicht zu Einbrüchen. Klingt einleuchtend und hört sich doch fast schon zu schön an, um wahr zu sein. Ich glaube es ihm trotzdem. Denn mit weit über 70 Jahren ist Jaap eben ein Urker Urgestein. Auch andere interessante Dinge hat er mir verraten.

Damit das einheitliche Erscheinungsbild des historischen Ortskerns erhalten bleibt, bekommt jeder Hausbesitzer die markante grüne Farbe kostenlos von der Gemeinde gestellt, um Fenster, Türen und Zäune in eben diesem Einheitsfarbton zu streichen. Und ich finde, dass das keine schlechte Idee ist.

Irgendwann nimmt auch die interessanteste Stadtführung ein Ende und ich muss mich von Jaap verabschieden, der extra für mich seine samstägliche Fischräucher-Aktion verschoben hat. Vielen Dank dafür!

Urk war vor der Einpolderung ein bedeutender Fischereihafen. Auch heute noch ist Urk einer der bedeutendsten Fischhandelsplätze Europas. Immerhin leben auch heute noch knapp vier Fünftel der Einwohner direkt oder indirekt vom Fisch, wie mir Jaap erklärte. Der Fischereihafen ist mittlerweile zu großen Teilen zu einem Jachthafen umgestaltet worden und nur noch ein paar Kutter liegen tagsüber an der Mole vertäut. Direkt am Hafen sind einige Restaurants gelegen und ich hatte das Glück in einer Ferienwohnung direkt am Hafen zu wohnen. Auch schön: Am Hafen sind reichlich Parkplätze vorhanden, die kostenlos genutzt werden können.

Das ganze Wochenende habe ich nicht in Urk verbracht, sondern habe mir auch noch die Bataviawerf und das Aviodrome in Leylstad angeschaut…


Hallo Ingo,
interessant! Die Gegend hatte ich bisher noch überhaupt nicht im Focus, ja ich wußte noch nicht einmal dass es sie überhaupt gibt. Und das als Reiseblogger. Man lernt halt nie aus.
Viele Grüße vom Bodensee
Udo
Mein erster Eindruck von Flevoland während eines Termins in dieser Region war: schnurgerade angepflanzte Bäume, die alle die gleiche Größe hatten.
Dass die Urker ihren Einwohnern gratis Farbe zur Verfügung stellen, damit alles im Ort schön aussieht, finde ich ja mal so richtig großartig!
LG, Kristine
Hallo Ingo,
ich war vor 12 Jahren schon mal in Lelystad, da mich die Landgewinnung der Niederlande natürlich interessierte. Nach Deinem Bericht packe ich nun auch Urk auf meine to-do-Liste :-).
LG Katharina
Ein Ort nach meinem Geschmack! Wie niedlich ist das denn? Ich liebe kleine Gässchen und den holländischen Flair. Da muss ich mal schauen, dass ich dieses Jahr auch da hin komme. Danke für Deinen Bericht!