
Als Luftfahrt-Enthusiast (oder englisch „Aviation Geek“) konnte ich mir bei meinem Besuch in Flevoland das Aviodrome in Lelystad nicht entgehen lassen. Das Aviodrome ist das Luftfahrtmuseum der Niederlande und liegt direkt am Flughafen Lelystad.
Einer der Schwerpunkte – wie könnte es anders sein – ist die Geschichte der niederländischen Luftfahrt. Und die ist fest mit zwei Namen verbunden: Fokker und KLM.
Fokker steht hierbei eigentlich für zwei Namen. Da wäre der Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker, der zuerst in Deutschland Flugzeuge, darunter den berühmten Dreidecker Fokker Dr.I des „Roten Barons“ Manfred Freiherr von Richthofen, konstruierte und baute. Und da ist die Flugzeugfabrik Fokker in den Niederlanden, die Anthony Fokker nach dem ersten Weltkrieg gründete. Aber auch das niederländische Unternehmen Fokker ist seit der Insolvenz 1996 nunmehr Geschichte. Und doch fliegen Flugzeuge wie die Fokker 50, Fokker 70 und Fokker 100 weltweit immer noch täglich im Liniendienst.


Die Geschichte der KLM (Koninklijke Luchtvaart Maatschappij) wird anhand von verschiedensten Ausstellungsstücken, darunter auch Autos, und natürlich auch Flugzeugen nachgezeichnet. Als älteste noch existierende Fluggesellschaft der Welt kommt da einiges zusammen 😉


Einige Ausstellungsstücke sind keine originalen Flugzeuge der KLM, sondern wurden so restauriert, dass sie im zeitgenössischen Aussehen der KLM-Flieger daher kommen. So ist diese Lockheed Constellation eigentlich eine militärische Variante (mit seitlicher Frachttüre), die jedoch auf den ersten Blick auch eine orginale KLM Constellation sein könnte.





Doch kommen wir zur neueren Geschichte – oder schon fast der Gegenwart – der KLM. Eines der Highlights des Aviodrome dürfte nämlich die ehemals von KLM betriebene Boeing 747 sein. Diese Boeing 747-200M ist für sich genommen schon eine Rarität: Diese Variante des „Jumbo Jet“ verfügt auf der linken Seite über eine große Frachtluke („Side Cargo Door“), so dass auf dem Main-Deck vorne Passagiere und hinten Fracht transportiert werden konnte. Eine weitere Besonderheit stellt das verlängerte Oberdeck („Stretched Upper Deck“) dar. KLM war einige der wenigen Airlines, die das Oberdeck verlängern ließ, so wie es später bei der 747-300 und -400 in Serie gefertigt wurde.

Dieser Jumbo war eine der letzten Boeing 747-200 in Diensten der KLM und wurde 2004 zerlegt vom Flughafen Amsterdem-Schiphol nach Lelystad transportiert und danach im Aviodrome wieder zusammen gesetzt. Bemerkenswert ist, dass die KLM den Flieger nicht, wie sonst üblich, ausgeschlachtet hat, sondern alles noch an seinem Platz ist. Sitze, Galleys sogar die Triebwerke sind noch vorhanden. Auch das Cockpit ist komplett ausgestattet.



Ein besonderes Gefühl ist es, einmal einen Blick aus einem der Notausgänge des Oberdecks zu wagen. Hierzu ist am rechten Emergeny Exit ein Gerüst gebaut worden, dass es gefahrlos ermöglicht, durch den geöffneten Ausgang aus dem Flugzeug heraus zu treten.

Ebenso erhabend ist das Gefühl einmal unter dem Rumpf eines Jumbos zu stehen 😀

Das Aviodrome hat aber noch viel mehr zu bieten. So wurde ein original-getreuer Nachbau des ersten Terminal-Gebäudes (niederl. „Terminal Gebouw“) am Flughafen Amsterdam Schiphol errichtet. Das Gebäude kann einem schon gut vermitteln, wie die Fliegerei in den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aussah.



Fazit: Für mich war es der erste Besuch im Aviodrome und es hat mir sehr gut gefallen. Positiv aufgefallen ist mir, wie kinderfreundlich das Museum ist: Überall gab es etwas zu spielen und regelmäßig wurden während meines Besuches die Kinder durch das Museumspersonal zur Aktivitäten eingeladen. Ich bin überzeugt, dass man als Familie den ganzen Tag im Aviodrome verbringen kann, ohne das es dem Nachwuchs langweilig würde.
Im Übrigen bitte ich die Qualität der Fotos zu entschuldigen: Ich musste die Empfindlichkeit der Kamera teilweise extrem „hochschrauben“, so dass Rauschen leider unvermeidlich war.
Wer hätte gedacht, dass in einer kleineren Stadt wie Lelystad so ein großes Museum steht. Auch super, dass man hier sich auf eine Airline konzentriert hat und die Geschichte so gut es eben ging „zusammen gesammelt“ hat. Dadurch wirkt das G0anze wirklich viel logischer aufgebaut als eine reine aviatische Altmetall-Sammlung.
Nur in Sachen „Präsentation der 747“ dürfte das Museum in Speyer deutlich die Nase vorne haben. Die „Schleswig-Holstein“ sieht auf dem Gerüst einfach besser als auf dem Boden.
Ich weiß nicht, ob Speyer ganz mithalten kann. Denn bisher habe ich von Speyer nur gehört, dass man Teile des Fliegers begehen kann. Und ein direkter Blick ins Engine ist dort wohl auch nicht mögliche. Ganz zu schweigen davon, dass man auch mal den Bauch streicheln kann 😉
Ich war am Ostermontag 2018 im Aviodrome in Lelystad und bin total begeistert, nicht nur von der Quantität, sondern auch von der Qualität der Ausstellungsstücke. Ich werde selbstverständlich auch bei Gelegenheit nach Speyer und Sinsheim fahren, aber das Aviodrome ist die zweieinhalb Stunden von Aachen aus auf jeden Fall wert!
Bitte korrigieren Sie: Ich war am Ostersonntag da, nicht am Ostermontag.
Danke.
Otmar Basan