Ich rolle auf das Vorfeld des alten Flughafens Butzweilerhof in Köln. Vor dem alten Betriebshof parke ich mein Auto und kurze Zeit später stehe ich in der Lobby des V8 Hotels Köln. Hier steht auf den ersten Blick nicht mehr die Luftfahrt im Mittelpunkt, sondern das Auto. Selbst die Wegweiser sind im Stil von Autobahn-Schildern gestaltet.
Das V8 Hotel ist ein Konzepthotel und das zweite seiner Art in Deutschland. Genau wie das Vorbild in Böblingen, welches ebenfalls an einem alten Flugplatz errichtet wurde, dreht sich alles ums Auto. Und wie in Böblingen ist das Hotel an die Motorworld angegliedert. Letztere ist hier in Köln in einem der alten Hangars des Flughafen Butzweilerhof untergebracht und beherbergt neben vielen automobilen Klassikern auch die „Michael Schumacher Private Collection“.
Auch wenn große Teile des „Luftkreuz des Westens“, wie der erste Flughafen Kölns ebenfalls genannt wird, mit Neubauten überbaut wurde, steht der historische Teil unter Denkmalschutz. Das betrifft nicht nur das historische Empfangsgebäude, sondern auch die Hangars und Teile des Vorfelds, auf dem ich parke. Auch der alte Betriebshof, der sich leicht gekrümmt zwischen dem Hangar der Motorworld und dem „Terminal-Komplex“ erstreckt, ist ebenfalls geschützt. Das V8 Hotel wurde deshalb auf Pfeilern überhalb des Betriebshofs errichtet, während sich die Lobby zum Teil in der historischen Bausubstanz befindet.
Auf einen Blick
Das Hotel
Vorbei an der Bar, die mit Schrott-Würfeln dekoriert ist, geht es in das Innere des ehemaligen Betriebshofs und von dort zu den Aufzügen. Immer begleitet von den „Autobahn-Wegweisern“. Rund um das Atrium sind die Zimmer angeordnet. Da der Denkmalschutz für den Hotel-Neubau über dem Betriebshof wünschte, dass der Baukörper die äußere Form des benachbarten Hangars aufgreifen sollte, ist vor der Fassade eine Art Vorhang aus Metall angebracht, der dem Bau ein wirklich außergewöhnliches Aussehen beschert. Damit das Smartphone weiterhin Empfang hat wurden im gesamten Hotel Mobilfunk-Repeater verbaut.
Bei genauerem Hinsehen entdeckt man doch, dass das V8 Hotel nicht nur dem Auto huldigt, sondern auch der luftfahrthistorischen Bedeutung des Standortes gerecht wird: So kann man sein Frühstück an einem Tisch einnehmen, der aus einem Teilstück einer Tragfläche besteht und dabei auf ausgedienten Flugzeugsitzen Platz nehmen.
Die Themenzimmer
Ich durfte bei meinem Besuch in einem der Themenzimmer übernachten. In meinem Falle war dies das italienische Zimmer. Hier dominiert vor allem das Bett mit der Frontpartie eines Fiat 1300 aus den 1960er Jahren. Tanja indes durfte in einem Bett übernachten, welches von einem Mercedes Benz, ebenfalls aus den 60ern, geschmückt wurde. In allen Themenzimmern, so auch bei mir, stehen als Sessel die originalen Vordersitze aus den jeweiligen Fahrzeugen. Zusätzlich ist die Zimmerdecke mit einer technischen Zeichnung des Autos dekoriert.
Das Bett sieht allerdings nicht nur gut aus, sondern ist auch sehr bequem. Ich habe jedenfalls in der Nacht wie ein kleines Baby geschlafen.
Die Car-Suiten
Wer jedoch sein Auto nicht vor dem Hotel parken und stattdessen seinen automobilen Liebling gerne mit aufs Zimmer nehmen möchte, für den gibt es die Car-Suite. Hier parkt das eigene Fahrzeug unmittelbar neben dem Zimmer in einer Garage. Damit man seinen Liebling auch die ganze Nacht ansehen kann, gibt es zwischen Zimmer und Garage eine bodentiefe Scheibe durch die man vom Bett aus sein Auto im Auge behalten kann.
Die Car-Suiten sind themenspezifisch eingerichtet: Es gibt unter anderem eine Ford-Suite oder auch die James-Bond-Suite. Letztere hat selbstverständlich die Zimmer-Nummer 007.
Die Design-Zimmer
Auch in den Standard-Zimmern des V8 Hotels Köln wird das Automobil-Thema aufgegriffen. Hier ist das Fußende zwar nicht mit automobilen Fronten geschmückt, jedoch sind die Betten gleichermaßen bequem und groß. Auch die Bäder sind individuell eingerichtet. Keines der Foto-Motive in der Dusche wurde mehr als vier mal im gesamten Hotel verwendet.
Der Flughafen Butzweilerhof – das Luftkreuz des Westens
Als der Frankfurter Flughafen noch nicht viel mehr als eine Wiese war, gab es in Köln schon einen Flughafen: Den Butzweilerhof! Das heutige Gebäudeensemble, bestehend aus den beiden Hangars, Betriebshof, sowie Verwaltungs- und Empfangsgebäude wurde 1936 eröffnet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Flughafen zuerst vom britischen Militär und danach sehr lange vom belgischen Militär genutzt.
Bereits seit den 1920er Jahren gab es einen regen Flugbetrieb in Köln, weshalb eine Erweiterung des Flughafens unerlässlich war. Immerhin starteten und landeten in den dreißiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts teilweise bis zu fünfzig Flugzeuge täglich. Und damit war Köln zurecht das „Luftkreuz des Westens“. Aus diesem Grunde wurden auch die Wartungs-Hangars groß genug gebaut, damit die Lufthansa dort nicht nur die damals allgegenwärtige Junkers Ju 52, sondern auch zukünftige größere Flugzeuge, wie beispielsweise die Focke-Wulf Fw 200 „Condor“, hätte instandhalten können.
Seit dem Abzug der Belgier verfiel der Flughafen in eine Art Dornröschenschlaf. Große Teile des ehemaligen Rollfeldes und der Start- und Landebahn wurden unter anderem mit Fernsehstudios überbaut. Der denkmalgeschützte Teil beherbergt nun die Motorworld, das V8 Hotel und weitere Dienstleister und Anbieter rund ums Auto und den Motorsport. Und wie auch in den vielen Jahren seit dem Abzug der Belgischen Truppen kann heute noch in der Empfangshalle des Flughafens geheiratet werden.
Mehr zur Geschichte der Kölner Luftfahrt und des Butzweilerfof gibt es auf hier.
Yvi hatte vor Beginn der Bauarbeiten für die Motorworld und des V8 Hotel Köln die Gelegenheit den Flughafen Butzweilerhof zu erkunden.
Mir ist es bis heute absolut unverständlich, warum die Stadt Köln jahrelang zugesehen hat, wie der „Butz“ immer weiter verfiel. Einzig Freiwillige und die „Stiftung Butzweilerhof“ kümmerten sich um das luftfahrthistorische Erbe. Auf die Idee, ein Museum mit Schwerpunkt der (zivilen) Vorkriegs-Luftfahrt zu errichten, scheint man bei den Stadt-Oberen nicht gekommen zu sein. In meinen Augen eine vertane Chance! Immerhin ist durch die Motorworld und das V8 Hotel wieder Leben in die Gemäuer eingekehrt.
Die Motorworld
In einem der beiden erhaltenen Flugzeughangars ist seit Sommer 2018 die Motorworld untergebracht. Hier werden durch verschiedene Händler automobile Schätze feilgeboten. Auch andere Dienstleister, darunter der TÜV, haben sich hier angesiedelt. Besitzt man einen Oldtimer, so kann man sein automobiles Kleinod sogar in einer Glasbox unterstellen und von weiteren Autoliebhabern bewundern lassen.
Ein besonderes Highlight für Automobil- und Motorsport-Freunde dürfte die Michael Schumacher Private Collection auf der Galerie sein. Aus der Privat-Sammlung Michael Schumachers sind viele Rennwagen aus seiner Karriere, sowie Helme, Handschuhe und Renn-Overalls ausgestellt. Auch ein paar der vielen von ihm gewonnenen Pokale können bestaunt werden.
Der Eintritt in die Motorworld, wie auch in die Michael Schumacher Private Collection, ist kostenlos. Ein Besuch ist daher nicht nur für die Gäste des V8 Hotels zu empfehlen!
Abacco’s Steakhouse
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Flughafens und direkt durch die Lobby des V8 Hotels erreichbar, befindet sich Abacco’s Steakhouse. Zu durchaus moderaten Preisen kann man hier der Fleischeslust frönen: Es werden nicht nur Steaks aus argentinischem Rindfleisch, sondern auch US Prime Beef aus Nebraska, angeboten.
Das besondere in diesem Steakhouse: Die Steaks werden in der Küche nur kurz angegrillt und danach auf einem heißen Stein an den Tisch gebracht. Auf dem Tablett befindet sich ein zweiter, nicht ganz so heißer, Stein, auf dem man das Steak „zwischenlagert“, während man das Fleisch tranchenweise auf dem heißen Stein grillt. Und das zum jeweils gewünschten Garpunkt.
Bei meinem Besuch entschied ich mich als Vorspeise für einen Caesar’s Salad, der mit einem äußerst leckeren und nicht so schwerem Dressing serviert wurde. Zur Hauptspeise fiel meine Wahl auf das Flank Steak amerikanischer Provenienz nebst Maiskolben und Baked Potato als Beilagen. Die Beilagen zahlt man übrigens nur einmal, kann aber so häufig kostenlos nachordern, wie man Hunger hat!
Alles in allem hat mir das Konzept des Steakhouses sehr gut gefallen und ich habe selten ein so schmackhaftes Steak genossen. Weitere Abbaco’s-Filialen befinden sich übrigens in Bonn (in der Nähe des Kameha Grand Hotels), Korntal und Stuttgart.
Fazit
Von der ersten Minute an ist mir die Freundlichkeit aller (!) Mitarbeiter positiv aufgefallen. Und das betrift nicht nur die Mitarbeiter des V8 Hotels Köln, sondern auch deren Kollegen im Steakhouse, der Motorworld und aller anderen am Butzweilerhof ansässigen Dienstleister und Anbieter!
Das V8 Hotel ist auf eine Bereicherung für den Kölner Norden. Haben sich hier doch reichlich Firmen in den letzten Jahren angesiedelt, für die es an adäquaten Übernachtungsmöglichkeiten fehlte. Aber nicht nur für Geschäftsreisende ist das Hotel zu empfehlen, sondern auch für alle, die sich für Autos und den Motorsport begeistern – für jeden Städtetrip nach Köln ist das Hotel ebenfalls eine gute Alternative zu den Innenstadt-Hotels. Zum einen kommt man hier gut mit dem Auto hin und hat auch keine Parkplatz-Sorgen. Zum anderen ist man mit der Straßenbahn innerhalb von zwanzig Minuten am Dom.
Weitere Impressionen:
Das V8 Hotel Köln gehört zur Ascend Hotel Collection by Choice Hotels. Die Ascend Hotel Collection steht für hochwertige Individualhotels mit unverwechselbarem Charakter und Charme.
112 individuell gestaltete Zimmer, eine Racing-Suite und fünf Car-Suites erwarten die Gäste in Köln. Die Übernachtungspreise für ein Standardzimmer liegen unter der Woche bei durchschnittlich 109 Euro, am Wochende bei 99 Euro. Für die Themenzimmer wird ein Aufschlag von 30 Euro verlangt. Das Frühstück kostet 19 Euro.
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