Nachdem ich mich in Fairbanks gar nicht an aviatischem Altmetall satt sehen konnte, wollte ich in Anchorage einer anderen fliegerischen Besonderheit Alaskas auf den Grund gehen. Direkt neben dem internationalen Flughafen der Stadt ist die weltweit größte „Seaplane Base“ (eine vernünftige deutsche Übersetzung hierzu fällt mir nicht wirklich ein. Vielleicht „Wasserflugzeug-Platz“?) gelegen.
Der Lake Hood und der Spenard Lake sind durch den Hood Canal verbunden und bilden so die „Lake Hood Seaplane Base„. Dort können die Piloten in mehr oder minder alle Himmelsrichtungen starten und landen. Mein Hotel war glücklicherweise direkt am Spenard Lake gelegen und daher konnte ich zu Fuß an den See gelangen.
Entlang des gesamten Seen (der Einfachheit halber bezeichne ich die beiden Sees und den verbindenden Kanal einfach mal als einen See, da es auch eine zusammenhängende Wasserfläche ist ;-)) liegen hunderte Wasserflugzeuge am Ufer und warten darauf, sich in die Luft zu erheben. Die Vielzahl der einzelnen Typen verbietet es, sie einzeln aufzuzählen. Dennoch war ich beeindruckt davon, wie viele Oldtimer es zu sehen gab. So viele Piper (Super) Cub, alte Cessnas und De Havilland Beaver hatte ich noch nie zuvor auf einem Flecken zu Gesicht bekommen.
Leider spielte das Wetter nicht ganz mit, so dass ich selber in den Genuss eines Fluges mit einem Wasserflugzeug gekommen wäre. Zum einen verhinderte eine niedrige Wolkendecke das Vorhaben und zum anderen Winde in 1000 Fuß Höhe, die mit 50 Knoten einfach zu stark waren. Die Anbieter von Rundflügen hatten zu große Bedenken, dass die Passagiere den Flieger voll kotzen (sorry für die drastische Wortwahl ;-)). Somit blieb mir nur die startenden und landenden Flugzeuge zu beobachten und zu fotografieren.
So sieht das aus, wenn ein Wasserflugzeug startet
Und wie Eines landet:
Um das Alaska Aviation Museum, welches auch direkt am Lake Hood liegt, zu besuchen, braucht man zwingend ein Auto. Das war allerdings kein Problem, da ich mir für einen Tag ein „Planespotter-Mobil“ gemietet hatte. Statt dem reservierten Kleinwagen bekam ich bei Hertz die Schlüssel zu einem wahrhaften Spotter-Car ausgehändigt. So ein Pick-up-Truck, in meinem Fall ein Toyota Tacoma, ist mit der Ladefläche ideal. Man kann sich auf die Ladefläche stellen – braucht somit keine extra Leiter. Somit konnte ich am International Airport auch ideal über den Zaun hinweg Fotos der landenen und startenden Flieger schießen.
Zurück zum Alaska Aviation Museum. Das Museum ist nicht sonderlich groß, bietet aber für die 10 Dollar Eintritt (m.E. ein wenig happig) interessante Einblicke in die Luftfahrt hier im Norden Amerikas. Es gibt hier Dinge zu sehen, die es anderen Flugzeug-Museen nicht gibt. Z.B. die (historische) Sammlung von Flugzeug-Skiern, die im Winter anstelle der Schwimmkörper oder zusätzlich an die Räder montiert werden.
Highlight des Museums ist mit Sicherheit die Boeing 737-200C (N740AS), die bis 2007 in Diensten der Alaska Airlines stand. Eine 737-200 ist normalerweise noch nichts Besonderes. Auch die „C“-Version (Convertible, d.h. es konnte wahlweise Fracht, Passagiere oder ein Mix aus Beiden transportiert werden) ist nicht so selten. Was den ausgestellten „Bobby“ zu einer Rarität macht, ist die Zusatzausstattung für den Norden. So ist der Flieger nicht nur für den Einsatz auf Schotterpisten (für uns in Europa undenkbar, dass eine 737 auf Schotter starten und landen soll) ausgerüstet, sondern verfügt auch über einen Ski am Bugrad, womit auch der Einsatz im Winter bei Eis und Schnee möglich ist.
Mit meinem Spottermobil bin ich nach dem Besuch im Museum zum Ted Stevens International Ariport (ANC) weiter gefahren, um zu sehen, was man hier so vor die Linse bekommt. Der Flughafen Anchorage ist nicht nur der größte Flughafen Alaskas, sondern auch heute immmer noch ein bedeutender Zwischenstopp für viele (Fracht-) Airlines, um hier Aufzutanken.
Hier befindet sich auch das zweite Haupt-Drehkreuz von Everts Airlines (den Standort in Fairbanks durfte ich mir ja genauer anschauen). In direkter Nachbarschaft zu UPS könnte der Kontrast nicht größer sein: Hier große Jets, wie Boeing 747 und McDonnell-Douglas MD-11 (UPS), dort in Würde gealterte Propliner, wie Douglas DC-6 und Curtiss Commando (Everts).
Durch Zufall konnte ich dieses „Treffen der Generationen“ fotografieren:
Neben den Jumbos von UPS, Cathay Pacific Cargo und anderen uns bekannten Airlines bekommt man in Anchorage auch Vögel von Fluggesellschaften zu sehen, die nur hier in Alaska operieren.
Fazit: Eine Reise nach Alaska lohnt sich nicht nur wegen der grandiosen Landschaft oder um Bären zu sehen. Auch für Luftfahrt-Enthusiasten und Planespotter lohnt sich ein Besuch im Norden Amerikas. Ich hätte noch eine ganze Woche in Anchorage dem Sound der Wasserflugzeuge lauschen können…
Hinweis: Ich wurde auf dieser Reise von Condor mit Flügen, von AirBnB und Best Western mit Übernachtungsgutscheinen, sowie den Tourismusbüros der Regionen Fairbanks und Anchorage unterstützt. Herzlichen Dank dafür!
Das sind sehr schöne Eindrücke aus Alaska… muß ich mal als Reiseziel notieren.
Hallo Thomas,
als Spotter bist Du in Alaska wirklich im Paradies. Ich habe unendlich viele Bilder geschossen, die ich hier aber nicht zeigen kann/will, da das Blog hier ein Reise- und kein Spotter-Blog ist 😉
Yeah, Wasserflugzeuge sind schon ziemlich cool. Noch besser würde ich sie aber finden, wenn sie mich in die Malediven fliegen würden. 😀 (Aber Alaska nehm ich natürlich auch!)
Liebe Grüße
Christina
Hi, toller Bericht über die verschiedenen Flugzeuge usw. Vor allem die tollen Fotos vom Start und der Landung des Wasserflugzeug fand ich in diesem Bericht ein Highlight. Ich bin jetzt nicht so der Flugzeug-Fan aber wenn die Fotos so gut gemacht sind bin ich schon auch begeistert. Wie kalt oder warm war es eigentlich? Kennst Du eigentlich den neuen Blogger-System Anbieter qwer.com ? Ich würde mich sehr über eine Antwort auch per Email von Dir freuen. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog.
Es freut mich, dass Dir der Bericht und Fotos gefallen.
Es war gar nicht so kalt dort. Etwa 15 Grad waren es. Wenn es windstill war und die Sonne raus kam, ließ es sich auch gut ohne Jacke aushalten.
Zu Qwer kann ich nichts sagen, ist aber für mich uninteressant, da dieser Blog hier selbst-gehostet ist und ich somit auch die volle Kontrolle über alles habe…