Ich bin keine Zitrone, Herr Spohr!

So sollte eine "Lufthansa-Zitrone" aussehen: Saftig und frisch!
So sollte eine "Lufthansa-Zitrone" aussehen: Saftig und frisch!

Und nein, ich lasse mich nicht wie eine Zitrone ausquetschen*! Ebenso wie Ihre Mitarbeiter sich auch nicht ausquetschen lassen wollen!

Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass der Vorstand der Lufthansa seit Jahren nur noch das Ziel verfolgt, Zitronen auszuquetschen. Und das auf allen Ebenen.

Eine ausgequetschte Zitrone ist: Saftlos!
Eine ausgequetschte Zitrone ist: Saftlos!

Aus Sicht des Passagiers werden immer mehr Sitze in den Flugzeugen der Lufthansa eingebaut. Das war auf der Kurz- und Mittelstrecke die Einführung der „Neuen Europakabine“. Einen derart unbequemer Sitz sucht seinesgleichen! Nach der Einführung der NEK saß man selbst bei der Billigtochter Germanwings bequemer! Erst vor kurzem bin ich mit einem Bekannten zusammen auf einer Mittelstrecke mit Lufthansa geflogen. Ich kannte den NEK-Sitz bereits schon länger. Mein Begleiter jedoch nicht, da er schon lange nicht mehr mit Lufthansa innerhalb Europas geflogen ist. Und er fand diesen brettharten Schemel furchtbar!

Sie, Herr Spohr, sind in der vergangenen Woche mit Air Berlin nach Berlin geflogen, da die von Ihnen „geführte“ Airline durch die Streiks der Flugbegleiter fast komplett am Boden stand. Medienberichten zufolge saßen Sie in Reihe 20 an Bord von Air Berlin und werden nach Ihrem Flug zitiert:

„Das war ein sehr guter Sitz.“

Kann ich so unterschreiben! Denn die Sitze bei Air Berlin sind durchgehend bequemer als bei Lufthansa!

Vielleicht ist Ihnen auch aufgefallen, dass es an Bord von Air Berlin einen Snack gibt, der diesen Namen auch verdient! Und sogar die Auswahl zwischen „süß oder salzig“?! Und eben nicht nur ein winziges Tütchen Knabberzeug oder einen fiesen Müsliriegel.

Ein weiteres Beispiel ist das „Frühstück“ auf der Langstrecke in der Economy Class. Kennen Sie wahrscheinlich nicht, Herr Spohr. Sie fliegen ja immer nur First Class über den Teich, oder? Dann erkläre ich Ihnen mal, was Sie und Ihre Kollegen der ausgequetschten Zitrone unter Frühstück verstehen: Ein mickriges Pappschälchen mit der Grundfläche eines DIN-Lang-Kuverts. Auf diesem befindet sich ein Plastik-Becherchen mit ein paar Obststücken, ein staubtrockener Plastik-Muffin und ein (ungenießbarer) Müsliriegel amerikanischer Provenienz. Dazu wird dann noch ein Heißgetränk in unglaublich kleinen Becherchen kredenzt. Eine Frechheit in meinen Augen. Und dieses „Frühstück“ haben ich den letzten Jahren mehrmals auf der Strecke von Newark nach Düsseldorf erlebt. Nehmen Sie sich auch hier ein Beispiel an Air Berlin. Dort gibt es selbst in der Economy Class ein Frühstück mit Brot, Brötchen, Wurst, Käse und Marmelade, wie ich es bei einer deutschen Airline erwarte. Zumal bei einer Airline, die sich immer wieder als Premium Airline darstellt.

Wie Sie, Herr Spohr, im letzten Absatz lesen konnten, fliege ich häufiger von oder nach Düsseldorf. Warum? Ich wohne in Köln und daher ist Düsseldorf neben Köln/Bonn mein zweiter „Heimatflughafen“. Weil ich, gerade auf der Langstrecke, überwiegend beruflich fliege, ist auch für mich Zeit wertvoll. Und ich habe keine Lust, erst mal nach Frankfurt oder München zu reisen, um dann wieder in umgekehrte Richtung den Atlantik westwärts zu überqueren. Sie und ihre Vorstandskollegen haben jedoch im Laufe der Zeit immer mehr Langstreckenflüge ab Düsseldorf eingestellt: Zuerst Toronto, welche nach meiner Erinnerung immer „knackevoll“ war. Die Strecke wurde nach München verlagert. Zuletzt wurde Chicago ausgesetzt und dieser Tage wurde bekannt gegeben, dass die Chicago-Flüge im Sommer auch nicht wieder aufgenommen werden.

Aus diesem Grund bin ich in letzten zwei Jahren häufiger mit der Konkurrenz geflogen. Namentlich American Airlines und Delta! Und diese sind besser als ihr Ruf, Herr Spohr! Bei beiden wird sogar in der Economy Class Eiscreme serviert! Mittlerweile habe ich mir bei Delta sogar den Silberstatus erflogen. Ja und natürlich auch meinen Silberstatus bei Lufthansa Miles&More mittlerweile verloren. Das liegt aber auch daran, dass mit Ausnahme der Langstreckenflüge und den Verbindungen nach München und Frankfurt alle anderen Strecken mittlerweile auf die Germanwings verlagert wurden. Und was dort an Meilen angeboten wird, ist ein schlechter Witz! Auch in Bezug auf die (Prämien-) Meilen bzw. den Erhalt selbiger gibt es bei der Konkurrenz wesentlich bessere Regelungen als bei Lufthansa Miles&More: Bei Delta beispielsweise verfallen diese nie! Auch nicht als einfaches SkyMiles-Mitglied ohne Status!

Ich könnte noch viele andere Beispiele anführen, wo ich das Gefühl habe, ich werde als Passagier der Lufthansa wie eine Zitrone ausgequetscht. Wenn Sie über diese mit mir mal sprechen möchten, Herr Spohr, rufen mailen Sie mich an! Meine Telefonnummer Email-Adresse finden Sie im Impressum…

So sollte eine "Lufthansa-Zitrone" aussehen: Saftig und frisch!
So sollte eine „Lufthansa-Zitrone“ aussehen: Saftig und frisch!

Komme ich nun zum Ausquetschen der Mitarbeiter: Ob sie es gemerkt haben, Herr Spohr, oder nicht, aber die Mitarbeiter der Lufthansa lassen sich nicht wie Zitronen ausquetschen! Es sind übrigens die Mitarbeiter der Lufthansa und nicht Ihre Mitarbeiter, Herr Spohr! Die Zeit der Leibeigenschaft ist nämlich schon lange vorbei! Und die Mitarbeiter der Lufthansa als „Kolleginnen und Kollegen“ anzusprechen, wie Sie es gestern im Mitarbeiterbrief an die Mitarbeiter der Kabine getan haben, ist meiner Meinung nach sehr vermessen!

Das Kapital einer Firma, gerade eines dienstleistungsorientierten Unternehmens wie der Lufthansa, sind die Mitarbeiter. Sie sind die Software, die für einen reibungslosen Betrieb sorgen. Sei es an Bord durch Piloten und Flugbegleiter oder am Boden durch die Wartungsmitarbeiter der Technik. Und nicht zu vergessen das Personal am Check-In! Dieses ist neben den Flugbegleitern das Gesicht der Lufthansa. Daher verstört es mich auch zutiefst, dass an immer mehr Stationen der Lufthansa der Check-In durch unmotivierte Mitarbeiter irgendwelcher Fremdfirmen durchgeführt wird. Die Schließung der „dezentralen“ Stationen der Lufthansa ist daher eine falsche Entscheidung! Für die Mitarbeiter und die Kunden zugleich!

Behandeln Sie die Mitarbeiter der Lufthansa wieder mit Respekt, Herr Spohr! Mit ernstgemeintem Respekt. Und nicht nur in Phrasen! Sorgen Sie dafür, das Vertrauen aller Mitarbeiter der Lufthansa wieder zu gewinnen. Das schaffen Sie nur, wenn Sie Ihre Blockadehaltung ablegen und mit den Gewerkschaften vertrauensvoll und auf Augenhöhe verhandeln. Vor allem verhandeln Sie selber und nehmen Sie die Schachfiguren Volkens und Menne vom Brett! Oder haben Sie nicht denn Mumm dazu, Herr Spohr? Wenn dem so sein sollte, sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie mit einem Jahresgehalt von 2,2 Millionen Euro im Jahr 2014 der richtige Mann an der Spitze der Lufthansa sind. Der „Versorgungsaufwand“ in Höhe von 399.000 Euro / Jahr (laut Geschäftsbericht 2014) alleine für Ihre Person muss für die Mitarbeiter wie Hohn und Spott klingen, Herr Spohr! Zumal die Piloten und die Flugbegleiter genau wegen der Alters- und Übergangsversorgung gestreikt haben. Und mit den Boden-Beschäftigten wollen Sie allem Anschein bisher auch keine Einigung über die Altersversorgung erreichen.

Herr Spohr, beenden Sie das „Ausquetschen der Zitronen“! Und wenn Sie sich jemals als Lufthanseat gefühlt haben, dann sorgen Sie auch dafür, dass die Nachwuchs-Flugzeugführer (NFF) ihre Ausbildung mit einem Typerating bei Lufthansa abschließen können und im Konzerntarifvertrag angestellt werden! Eben jene Ausbildung zum Piloten, die Sie auch absolviert haben!


*) Die „ausgequetschte Zitrone“ wurde vom Vorgänger Carsten Spohrs als Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, Christoph Franz, im April 2014 erstmalig erwähnt. Kurz vor seinem Abgang als VV der Lufthansa:

„Ich glaube nicht, dass wir die Zitrone bereits ausgequetscht haben.“

Spätestens seitdem hat man nicht nur das Gefühl, dass man als Passagier und Kunde der Lufthansa „ausgequetscht“ werden solle, sondern auch und gerade die Mitarbeiter. Aus diesem Grund ist die Zitrone auch zum Symbol der Streiks der Flugbegleiter der Lufthansa vom 6.-13.11.2015 geworden:

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10 Kommentare

  1. Ich würde diesen Brief an Herrn Spohr sehr gerne mit unterschreiben!!! Ich hoffe er wird ihn lesen!
    LG unbekannterweise Susanne ( FB bei Lufthansa seit 1994)

  2. Das Thema Lufthansa ist durch. Ich fliege inzwischen auch lieber mit Air Berlin auf Kurzstrecke und Langstrecke irgendwas anderes, aber eben nicht LH, wo die noch Premium sind, weiß ich auch nicht.

  3. Super Artikel! Kann ich nur zu 1000% unterschreiben. Derartige „Spitzen (Gockel) Manager“ welche ausschließlich versuchen Ihre Profilierungssucht ohne Rücksicht auf andere auszuleben, gehören SOFORT entfernt!!! Derartige Bsp. gibt es leider zur Genüge … (auch hier lässt McKinsey grüßen)

  4. Und Sie glauben ernsthaft, Herr Spohr würde sich telefonisch mit Ihnen in Verbindung setzen ??? Da kann ich ja nur lachen. Übrigens, uns Kollegen vom Boden geht das Dauergenöhle von allen fliegenden Kollegen und solchen wie Ihnen gehörig auf die Nerven … Jammern auf allerhöchstem Niveau !! Unsäglich !!

    • Falls es Ihnen nicht aufgefallen sollte: Ich bin kein Kollege von Lufthansa, sondern ein Kunde der Lufthansa…

      Woran ich glaube, verrate ich lieber meinem Pfarrer 😉

  5. Und ich bin immer bei „Deutscher Qualität“ hängen geblieben. Seit über 20 Jahren im Ausland bin ich schon lange nicht mehr mit Lufthansa geflogen. Schaut aber so aus, als ob sich die Zeiten ändern und somit auch das mit der Qualität…

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