In der United Airlines Polaris Business Class von Frankfurt nach San Francisco und zurück: Alte Hardware – neue Software

Über den Wolken...
Über den Wolken...

Gleich zu Beginn der Hinweis: Ich konnte leider nicht die „richtige“ United Polaris Business Class testen, da die Boeing-747-Flotte von United noch nicht mit der neuen Kabineneinrichtung und vor allem den neuen Sitzen ausgestattet wurde.

Nachdem ich nun schon die Business Class bei anderen Airlines testen konnte, stand nun die neue Polaris Business Class von United Airlines auf dem Programm. Ich checke bereits einen Tag vor dem Flug nach San Francisco per App ein. Dort kann man bereits in der App seinen Pass fotografieren und somit die benötigten Pass-Daten an die Airline übermitteln. Ob das aus Sicht des Datenschutzes gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ich finde es praktisch.

Dementsprechend schnell läuft auch mein „Check-In“ am Frankfurter Flughafen ab. Da schon alle Daten bekannt sind, muss ich nur noch meinen Koffer aufgeben und die berühmten Fragen, ob ich meinen Koffer selber gepackt habe etc. über mich ergehen lassen…

Ich spaziere, von meinem Koffer befreit, zur Sicherheitskontrolle, an der zum Glück auch nicht viel los ist. Direkt nach der „Fummelbude“ nehme ich Kurs auf die Lufthansa Business Lounge, um dort meine zwei Mitreisenden zu treffen und mir noch ein Bierchen zu genehmigen.

Die Boeing 747-400 (N181UA) steht schon bereit
Die Boeing 747-400 (N181UA) steht schon bereit

Der Hinflug Frankfurt – San Francisco (UA 59)

Pünktlich zum Boarding von Flug UA 59 traben wir zum Gate, lassen unsere Pässe checken (warum ist dieses Procedere bei amerikanischen Airlines immer so chaotisch organisiert?) und besteigen die Boeing 747 (Registration N181UA). Der Vogel hat zwar schon einige Jährchen – 26 sind es genau – auf dem Buckel, aber ich mag die „Queen of the Skies“.

Während meine Begleiterinnen ihre Plätze auf dem Hauptdeck einnehmen, erklimme ich die Treppe zum Oberdeck, um es mir auf Platz 17K gemütlich zu machen. Das ist – für mich auch eine neue Erfahrung – einer der Sitzplätze in der Business Class, in denen man rückwärts fliegt. Sprich: Man sitzt mit dem Rücken in Flugrichtung und die Füße zeigen zum Heck…

Es ist – wie eingangs erwähnt – noch das bisherige Gestühl. Das heißt auch, dass nicht jeder Sitz einen direkten Zugang zum Gang hat. Jedoch sind diese Sitze schon „Flatbed“-Sitze und lassen sich komplett flach legen, damit man entspannt schlafen kann. Also keine „Rutsche des Grauens“, wie sie bis vor wenigen Jahren bei Lufthansa Usus war.

Ich schaue mich also um und mache mich unter anderem mit meinem Sitz vertraut. Gut gefallen hat mir, dass schon bei diesen Sitzen für Anschluss gesorgt ist, so dass dem mitgeführten „Elektronik-Zoo“ nicht so schnell der Saft ausgeht. Weniger gut gefallen hat mir das defekte „Seat-Belt-Sign“. So musste ich mir immer den Hals verrenken, um zu sehen, ob die Anschnallzeichen ein- oder ausgeschaltet sind.

Das – für mich schon fast obligatorische – Gläschen Schampus vor dem Start ist jedoch nicht aus Glas. Sondern bei United wird das blubbernde Getränk in einem Sektkelch aus Kunststoff serviert. Warum auch immer… Andere Airlines servieren den Sekt oder Champagner vor dem Start auch in richtigen Gläsern und bekommen diese rechtzeitig vor dem Start in der Galley verstaut…

Die äußerst freundliche und zuvorkommende Crew verteilt vor dem Start auch die Speise- und Getränkekarten und die Amenity Kits. Somit habe ich genügend Zeit mir zu überlegen, womit ich meinen Gaumen verwöhnen lassen möchte und auch den Inhalt des Amenity Kits in Augenschein zu nehmen…

Im Amenity Kit sind neben den üblichen Verdächtigen (Ohrstöpsel, Socken, Zahnbürste und Zahnpasta) auch ein paar Pflegeprodukte (u.a. Handcreme und Lippenpflegestift) sowie ein Erfrischungstuch enthalten. Zusätzlich waren eine Schlummerbrille mit breitem Band (nicht diese dünnen Schnürsenkel wie bei Lufthansa), ein „Do not disturb“-Aufkleber, ein Zahnstocher mit Zahnseide, ein Kugelschreiber und Taschentücher enthalten.

Wir rollen irgendwann zur Startbahn und sind in der Luft. Ist schon sehr ungewohnt, verkehrt herum zu sitzen. Immerhin kann man so ohne große Verrenkungen Fotos mit der Tragfläche im Blick machen… 😉

Take-Off in Frankfurt
Take-Off in Frankfurt

Nach dem Start ist es Zeit für mich, mich mit dem Unterhaltungsprogramm an Bord zu beschäftigen: Neben aktuellen Filmen bietet United als einzige Airline auch das Mithören des Flugfunks an. Der „Channel 9“ blieb jedoch während des gesamten Fluges und auch auf dem Rückflug stumm. In Deutschland wundert mich das nicht, ist doch das Abhören des Flugfunks in Deutschland verboten. Aber dass auch über US-Territorium der Kanal stumm blieb, finde ich schade. Wäre für mich als „Aviation Geek“ genau das richtige Unterhaltungsprogramm gewesen. 😀

"Channel 9" blieb leider stumm
„Channel 9“ blieb leider stumm

Nach dem Start wurde recht bald ein erster Getränkeservice angeboten. Und siehe da: Der Champagner wird jetzt im Glas serviert! Die dazu gereichten Nüsse sind warm. So mag ich das!

Cheers!
Cheers!

Die Crew erkundigt sich nach meinen Essenswünschen und serviert alsbald die gewünschten Speisen. Ich muss ehrlich sagen, dass mir alle Speisen sehr gemundet haben. Dass allerdings das Eis ohne die versprochenen Toppings und dann noch im Pappbecher serviert wird, finde ich nicht so toll. Das kann die Konkurrenz von Delta besser!

Ich genieße den Ausblick aus dem Fenster und höre ein paar Podcasts, bevor ich den Sitz in die Schlafposition fahre und für zwei, drei Stündchen die Augen schließe und schlummere…

Ich liebe diesen Ausblick!
Ich liebe diesen Ausblick!

Rechtzeitig vor der Landung in San Francisco wird nochmal Essen serviert. Das Grillhähnchen schmeckt klasse und auch der Salat mit der Cranberry-Vinaigrette ist super.

Leider saß ich für den Anflug auf der falschen Seite des Flugzeuges und konnte so keinen Blick auf die Golden Gate Bridge und Alcatraz erhaschen. Aber Point Reyes konnte ich fotografieren und der Anflug über die Bay und die San Mateo Bridge war auch nicht ganz verkehrt. 😉

Irgendwann endet auch der schönste Flug und wir landen in San Francisco. Ein Taxi bringt meine beiden Mitreisenden und mich in unser Hotel in der Nähe vom Union Square.

Welcome to San Francisco!
Welcome to San Francisco!

Der Rückflug San Francisco – Frankfurt (UA 926)

Die Anreise zum Flughafen trete ich mit der „gelben Linie“ der BART an. Das ist umkompliziert und recht günstig: Von den Stationen an der Market Street kostet die einfache Fahrt zum Flughafen neun Dollar (das Taxi hat 50 Dollar gekostet).

Die Endstation der BART am Flughafen liegt direkt neben dem internationalen Terminal und so sind es nur wenige Meter bis zu den Check-Inn-Schaltern von United.

Der Check-Inn ist zügig erledigt und ich begebe mich zu Sicherheitskontrolle. Diese verläuft genauso chaotisch wie an den meisten Flughäfen in den USA. Einzige Neuerung für mich: Ich darf meine Armbanduhr anbehalten. Eine Priority-Schlange für Business- oder Firstclass-Fluggäste fehlt jedoch.

Ausblick aus der United Club Lounge auf das Vorfeld
Ausblick aus der United Club Lounge auf das Vorfeld

Ich steuere nach der Sicherheitskontrolle die United Club Lounge an und genieße den Ausblick aufs Vorfeld. Da es noch knapp zwei Stunden bis zum Boarding sind, futter ich eine Kleinigkeit und gönne mir ein, zwei Bierchen 😉

Eine Kleinigkeit zu futtern (und zu trinken) in der United Club Lounge
Eine Kleinigkeit zu futtern (und zu trinken) in der United Club Lounge

Ich gehe rechtzeitig zum Gate, an dem die Boeing 747 (Registration N119UA) schon zum Einsteigen bereit ist. Zwar scheint das Catering noch nicht fertig zu sein, aber das Boarding startet auf die Minute.

Die Boeing 747-400 (N119UA) steht schon bereit
Die Boeing 747-400 (N119UA) steht schon bereit

Ich betrete über die Treppe das Oberdeck des Jumbos und auf einmal ist es stockduster: Der Strom ist ausgefallen und da alle Sonnenblenden an den Fenstern herunter gezogen sind, stehen wir alle im Dunklen, bis die APU gestartet ist und es wieder hell in der Kabine wird…

Ich verstaue meine „sieben Sachen“ und mache es mir auf Sitz 14K gemütlich. Was ab jetzt passiert, unterscheidet sich in vielen Dingen von meinen Beobachtungen auf dem Hinflug.

Der angebotene Champagner wird im Plastikbecher serviert! Dies hätte ich eher auf dem Inbound-Flug von Frankfurt nach San Francisco erwartet, aber nicht auf dem Rückflug von einer der United Home Bases. Dass es hier das Catering (Gate Gourmet) nicht auf die Kette kriegt, die Kunststoff-Kelche zu catern, fällt mir schwer zu glauben!

Die Crew machte allerdings auf dem ganzen Flug einen stellenweise konfusen und etwas unorganisierten Eindruck. Auch an der nötigen Freundlichkeit haperte es bei mancher Flight Attendant.

Amenity Kit und Speisekarte wurden ebenfalls vor dem Abflug verteilt und so konnte ich mich einmal mehr mit dem Studium der angebotenen lukullischen Genüsse beschäftigen.

Die Speisekarte auf dem Rückflug
Die Speisekarte auf dem Rückflug

Als Drink nach dem Start habe ich mich dann fürs Bier entschieden. Immerhin wurde dies dann wieder im Glas serviert und die Nüsse waren auch warm.

Cheers!
Cheers!

Irgendwie war aber beim ganzen Service der Wurm drin. Recht unkoordiniert wurden die Essen verteilt und eben eine Flight Attendant machte sich erst gar nicht die Mühe dabei auch nur im Ansatz zu lächeln. Kann ich mit leben, aber angenehm ist das nicht.

Immerhin erhielt ich das von mir favorisierte Short Rib als Hauptgang, während mein Sitznachbar leer ausging und daher die Ente nahm. Die auf der Speisekarte versprochene Eiscreme entpuppte sich als Mango-Sorbet, welches auch sehr lecker war. Aber Sorbet ist eben keine Eiscreme! Lustig finde ich übrigens die Salz- und Pfeffer-Streuer, die als kleine Todessterne daher kommen.

Über den Wolken...
Über den Wolken…

Ich genieße noch ein wenig des Ausblick aus dem Fenster, bevor meine Augenlider schwer und schwerer werden und ich ins Land der Träume gleite. Ich schlafe tatsächlich sechs Stunden tief und fest als ich ca. 75 Minuten vor der Landung wieder aufwache. Ich putze mir die Zähne und trinke einen Schluck aus der ausgeteilten Wasserflasche, als langsam Bewegung in die Kabine kommt.

Das Frühstück, welches ich nicht komplett genießen konnte
Das Frühstück, welches ich nicht komplett genießen konnte

Die Crew startet den Frühstücksservice ungefähr 60 Minuten vor der Landung, was ich sportlich finde! Mittlerweile leiten die Piloten den Sinkflug ein und wir befinden uns schon auf 25.000 Fuß Höhe, als ich mein Frühstück erhalte. Ich habe mich für den Obstteller anstelle des Omeletts entschieden. War keine sonderlich gute Idee von mir! Denn das Obst ist eiskalt und mir tun fast die Zähne weh. Ganz davon abgesehen, dass das Obst kein Aroma entfalten kann. Aufgrund der verbleibenden Flugzeit kann ich mich jedoch nicht mit so Kleinigkeiten aufhalten 😉 Es kam jedoch, wie es kommen musste: Gerade als ich mich über das Croissant hermache, wird mir das Tablett fast förmlich entrissen. Es sind jetzt keine zehn Minuten mehr bis zur Landung. Und knappe fünf Minuten vor der Landung in Frankfurt sammelt die Crew die letzten Servietten und Tischdecken ein und nimmt  ihre Plätze auf den Jumpseats ein. Eine unnötige Hektik, die vermieden werden kann, wenn man den letzten Service eine halbe Stunde früher starten würde. Aber das ist mir seinerzeit schon bei Delta aufgefallen

Mein Fazit: United hat mit der Einführung der Polaris Business Class der alten Hardware (Flugzeuge und Sitze) eine neue Software (Service) verpasst. Diese Software ist jedoch stellenweise noch äußerst buggy (fehlerhaft).

Während ich vom Service auf dem Hinflug nach San Francisco recht angetan war, bleibt vom Rückflug nach Frankfurt ein schaler Nachgeschmack! Es wäre schön, wenn diese Unzulänglichkeiten (Schampus im Plastikbecher, konfuser Service, zu spätes Frühstück) abgestellt werden. Generell wäre es schön, wenn Getränke in der Business Class, auch vor dem Start (!), in Gläsern serviert würden. Die Konkurrenz schafft es doch auch…

Update 15.06.2017: Auch Rüdiger Edelmann vom Deutschen Reiseradio ist in der United Business Class von Deutschland in die USA gereist. Auch er hat erleben müssen, dass der Service inkonsistent und stellenweise unaufmerksam ist.

Hinweis in eigener Sache: Ich wurde von United Airlines in Kooperation mit der San Francisco Travel Association im Rahmen der Feierlichkeiten zu „50 Years Summer of Love“ nach San Francisco eingeladen. Meine persönliche Meinung und meine Beobachtungen sind dadurch jedoch nicht beeinflusst.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du einen Kommentar hinterlassen würdest! Auch über Anregungen und Fragen freue ich mich sehr!

Da der Betrieb eines Blogs und die Produktion von Podcasts mit viel Aufwand und einigen Kosten verbunden ist, würde ich mich auch über eine kleine Spende freuen!

Verwandte Artikel:

7 Kommentare

  1. Mein weitester Flug war bisher nach Südafrika, in USA war ich noch nie. Man wird wirklich gefragt, ob man den Koffer selbst gepackt hat??
    Spannend, wie Du den Flug erlebt hast. Danke für Deine Eindrücke. Sollte ich einmal so weit fliegen, dann käme für mich auch nur eine höhere Klasse in Frage. Nicht wegen dem Essen (aber das sah auf dem Hinflug bei Dir auch lecker aus), vielmehr vom Sitzkomfort für mich und meinen Nachbarn 😉

    • Ja, man wird gefragt, ob man den Koffer selber gepackt hat, ob man von irgendjemand anderen Dinge mitnimmt und ob man den Koffer immer im Auge hatte, seitdem man ihn gepackt hat.

      Es ist natürlich immer eine gute Idee aus Komfortgründen eine höhere Klasse zu buchen. Für mein Empfinden ist alles länger als 6-7 Stunden in der Eco nicht mehr schön. Bis dahin halte ich es auch in der Eco aus, obwohl Business Class natürlich angenehmer ist 😉

  2. Polaris ist für mich der grösste Marketing-Stunt seit Jahren. Ewig angekündigt, viel Wind gemacht, alle stürzen sich auf die Reiseberichte und dann fliegt United „nur“ mit neuem Service Konzept, aber alten Sitzen. Wie kann man das Polaris nennen?

  3. Ich hatte letztes Jahr das Pech, mit United von FRA nach ORD zu fliegen. Das einzig Gute (da ich noch einen Inlandsflug in den USA hatte) war die Polaris Business Lounge in ORD. Der Flug selbst und vor allem die Sitze (gegen die Flugrichtung) sind ein schlechter Scherz (von dem Plastikmüll hinsichtlich Schampus mal zu schweigen). Dann auch noch die ganze Zeit in die Eco zu glotzen (meine Sitzplatzreservierung war plötzlich nicht mehr existent), ohne dass der Vorhang geschlossen wurde trug noch weiter zu der Tatsache bei, dass man sich einfach unwohl fühlte… Nie wieder United interkontinental, habe ich mir da geschworen und werde das auch durchziehen. Die Amis können es einfach nicht…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*